FRANK SCHULZ

Theorie und Didaktik der bildenden Kunst

Was lange währt ...

Anders als das zu diesem Zeitpunkt bereits in den Grundzügen weit vorangeschrittene Buch Günther Regels »Medium bildende Kunst – Bildnerischer Prozess und Sprache der Formen und Farben« sollte der Schwerpunkt weniger kunsttheoretisch gesetzt werden, sondern vielmehr auf die Eröffnung von Zugängen zur Kunst für interessierte Laien, nicht zuletzt für die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern im Kunstunterricht. Aufgrund der Distanz der Kultur- und Kunstpolitik gegenüber der Moderne und deren anhaltende Diffamierung war uns klar, dass der Schwerpunkt des neuen Buches gerade auf der kunstgemäßen Vermittlung dieser geschmähten Moderne liegen musste. Immer wieder nahmen wir Anlauf und es entwickelte sich eine Grundstruktur: Über die Herausforderungen »Bild« wollten wir dazu kommen, dass es in der Kunst vornehmlich darum geht, »Unsichtbares sichtbar zu machen«. Und dann sollte der großen Kunstwende im Zusammenhang mit der Weltenwende vom 19. zum 20. Jahrhundert plausibel der Weg in die Moderne erklärt werden, zur Klassischen Moderne wie zur Spätmoderne und zum Gegenentwurf der Postmoderne. Argumentieren wollten vor allem exemplarisch, nämlich in Auseinandersetzung mit konkreten, herausfordernden, oft zunächst völlig unverständlichen künstlerischen Phänomenen. Für dieses Projekt ließ sich keinerlei Unterstützung finden, übrigens auch nicht beim Verlag Neues Leben, was ja naheliegend gewesen wäre. Nach der Wende trugen wir die Idee dem Ernst Klett Verlag vor, der sich sofort für eine zügige Umsetzung des Projektes einsetzte. Wir holten als Autor Harald Kunde ins Boot, der vom Leipziger Institut kam und in der Wendezeit als Kurator vieles tat, um die moderne Kunst insbesondere im Osten Deutschlands zu vermitteln. Und dazu kam Johannes Kirschenmann, der als erfahrener und besonders für die Vermittlung moderner Kunst engagierter Kunstlehrer und Autor aus dem Westen Deutschlands eine ganz andere Perspektive einbringen konnte. Damit dürfte eines der ersten Ost-West-Teams des Ernst Klett Verlages in der nunmehr gesamtdeutschen Schulbuchproduktion entstanden sein.